Ein neues Büsis zieht ein

Fast jeder neue Katzenbesitzer fragt mich nach Tipps bei der Eingewöhnung eines neuen kätzischen Mitbewohners bzw. der Zusammenführung mit bereits vorhandenen Büsis. Meine Erfahrungen geb ich hier gerne weiter.

Das A und O ist meiner Meinung nach Ruhe und Geduld. Je entspannter Sie sind, desto entspannter ist das neue Büsi. Nehmen Sie sich Zeit für den Neuzugang, am besten ein Wochenende oder ein paar freie Tage, wo Sie nichts anderes vorhaben, insbesondere nicht arbeiten gehen müssen und keinen Besuch erwarten. So können Sie sich beide ganz unbeschwert kennenlernen.

Besorgen und richten Sie im Vorfeld alle benötigten Utensilien (Kistli, Kratzbaum, Körbchen, Futter- und Wassernapf, Spielzeug, das gewohnte Futter). Schliessen Sie eine evt. vorhandene Katzenklappe ausbruchsicher ab und vergessen Sie nicht Ihre Fenster. Sie glauben nicht, wie erfinderisch Katzen sein können. 4-6 Wochen sollten auch zukünftige Freigänger erst einmal drinnen bleiben!

Ihre Katze holen Sie wahrscheinlich mit dem Auto ab. Fahren Sie moderat und reden Sie während der Fahrt leise mit ihr. Zuhause öffnen Sie die Transportbox und ziehen sich erst einmal etwas zurück. Sie soll selbst entscheiden, wann und wie sie ihr neues Zuhause inspizieren will. Manche können ein paar Leckerli oder der neuen Katzenangel nicht widerstehen, andere lässt dies erst mal unbeeindruckt. Ihre Katze entscheidet!

Gern können Sie ihre neue Mitbewohnerin einige Zeit in einem geschlossenen Raum zur Ruhe kommen lassen. Das macht ihr keine Angst, im Gegenteil: so kann sie in Ruhe die ersten Eindrücke verarbeiten. Und den Inhalt des Futternapfs überprüfen! Diese ersten Eindrücke können manchen aber auch auf den Magen schlagen. Nach einer Nahrungsverweigerung von mehr 48h bei einer erwachsenen Katze oder 24h bei einem Kitten  sollten Sie jedoch vorsichtshalber mit einem Tierarzt Kontakt aufnehmen. Aber keine Angst, die meisten „Neuzugänge“ werden nachts, wenn’s niemand sieht, hungrig und morgens ist der Napf wie durch ein Wunder leer!

Erkundet die „Neue“ bereits vorsichtig die Wohnung, bleiben Sie einfach passiv sitzen und lassen sie auf sich zukommen. Sie soll entscheiden, wann und wieviel Kontakt sie möchte. Bedrängen Sie sie nicht, heben Sie sie nicht hoch, nur so kann sie ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihnen aufbauen. Vermeiden Sie Besuch in den ersten Tagen, sie soll sich erst einmal an Sie gewöhnen.

Und wenn da noch ein Gspänli ist? Haben Sie sich eine selbstbewusste Zweitkatze zu einer sozialen Erstkatze ausgesucht, können Sie versuchen, die beiden einfach einmal direkt miteinander bekannt zu machen. Ist eine von beiden eher heikel, eifersüchtig, scheu oder dominant, empfehl ich für den Anfang ein eigenes Zimmer als Rückzugsort für den Neuzugang und das stundenweise aneinander Gewöhnen unter Aufsicht. Oft hilft gemeinsames Spielen oder Füttern. Liebe geht doch durch den Magen!

Und wenn es zu Streitereien und Gefauche kommt? Das sollen die Katzen unter sich ausmachen, solang es nicht zu heftig wird. Sie müssen und sollen miteinander kommunizieren. Und ein „böser Faucher“ kann auch nur heissen „lass mich erst mal in Ruhe ankommen“. Solang keiner gemobbt oder in die Ecke gedrängt wird, solange keiner geschlagen, gekratzt oder gebissen wird, solange sich jeder immer wieder mal hervortraut (insbesondere die Erstkatze), ist das ok für die ersten Tage. Wichtig ist auch: gehen Sie nie mit der blossen Hand dazwischen, das kann zu üblen Verletzungen führen.  Lenken Sie lieber die Streithähne mit Spielzeug oder lautem Rufen oder in die Hände Klatschen ab. Nur im Notfall dazwischen gehen und dann unbedingt mit einer Decke oder einem Handtuch, nie mit der Hand! Aber soweit muss es gar nicht kommen, keine Angst.

Und jetzt: nur Mut und viel Spass, das wird was mit dem/der Neuen, ganz sicher. Und bei Fragen steh ich Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Übrigens: in den letzten 8 Monaten sind bei mir 2 Neulinge eingezogen: Ängeli, das eher ängstliche ehemalige Mobbingopfer, und Frida, die soziale Katzen- und Menschenfreundin. Beide hab ich jeweils direkt mit ihren neuen Gspänlis bekannt gemacht, Box mitten ins Wohnzimmer gestellt, Klappe auf und: „herzlich Willkommen“. Bei beiden gab’s am 1. Tag ab und zu (beidseitig) kurz ein Gefauche und das war’s dann! Ängeli hat sich innerhalb einer Woche in die Truppe eingefügt, als wär sie schon immer hier, und sich ihren Lieblingsplatz „erkämpft“. Und Frida hat sich sofort Gina als BFF auserkoren, für sie klaut sie sogar Futterbüteli. So einfach kann’s gehen …